Donnerstag, 23. März 2023

Artenschutz im Bereich der Bibertbahntrasse

 


Die Arbeitsgruppe Ökologischer Radschnellweg (AgöR) hat es sich zum Ziel gesetzt, dabei mitzuhelfen, den geplanten Radschnellweg im Bereich der Bibertbahntrasse konzeptionell so zu gestalten, dass die notwendige Flächenversiegelung auf ein Minimum reduziert und dem Artenschutz und der Biodiversität Rechnung getragen wird.

Die Beschlüsse, die in der UN-Klimakonferenz in Scharm el Sheik und in der Weltnaturkonferenz in Montréal getroffen wurden, müssen nicht nur in den Entwicklungs- und Schwellenländern umgesetzt werden, sondern auch und insbesondere vor unseren Haustüren. Auch bei uns ist ein rigoroses Umdenken nötig, wenn wir unsere bedrohten Arten schützen und dem Klimawandel entgegentreten wollen.

Die Kausalkette des Artensterbens ist nicht so kompliziert, wie man meinen könnte.
Jeder Baum, der gefällt wird, kann nicht mehr als Lebensraum für Tiere dienen. Das gilt für Insekten, Reptilien, Vögel und Säugetiere gleichermaßen. Baumbewohnende Insekten werden als Futtertiere für Eidechsen, Fledermäuse und Vögel fehlen – deren Bestände werden dadurch gefährdet.
Das breite, mit Asphalt versiegelte Band, das den geplanten Radschnellweg mit über lange Strecken angrenzendem Fußweg bildet, zerschneidet bzw. vernichtet wertvollen Lebensraum und nimmt den Arten deren dringend benötigte Strukturen. Ein Beispiel aus der Welt der Reptilien soll dies veranschaulichen.


Zauneidechsen benötigen struktur- und abwechslungsreiche Lebensräume mit Sonnenplätzen und Versteckmöglichkeiten aber auch grabfähige Böden zur Eiablage und als Winterquartiere. Außerdem brauchen sie zusammenhängende Lebensräume, in denen sie sich genetisch durchmischt fortpflanzen können und reichlich Insekten als Futter. Nimmt die Population der Zauneidechsen ab oder erlischt diese ganz, finden auch die Schlingnattern und Beutegreifer unter den Vögeln und Säugetieren keine Nahrung mehr und es werden auch deren Bestände erlöschen oder zurückgehen.
Dieses Beispiel zeigt, dass es keinen Sinn macht, einzelne Arten zu schützen – es müssen vielmehr ganze Ökosysteme geschützt werden. Das ist bei uns nicht anders als im tropischen Regenwald.

 

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Eisvogeltreffen.jpg

Folgende, teilweise streng geschützte, stark gefährdete bzw. vom Aussterben bedrohte Tierarten wurden in den letzten Jahren von engagierten Naturschützern im Bereich des „grünen Bandes“, das sich in fast 40 Jahren auf der Bibertbahntrasse bilden konnte, gesichtet:

Als Vertreter der Reptilien sind die Blindschleiche, die Schlingnatter und die Zauneidechse zu nennen.

Eine unvollständige Aufzählung der vorkommenden Vögel beinhaltet den Baumfalken, den Baumpieper, den Eisvogel, die Feldlerche, den Feldsperling, den Gartenrotschwanz, die Heidelerche, den Kleinspecht, den Kuckuck, den Mauersegler, die Mehlschwalbe, den Pirol, den Steinschmätzer, den Stieglitz, den Wendehals und nicht zuletzt den Wiedehopf.

Unter den vielen vorkommenden Säugetieren befinden sich u. a. als bedroht geltende Fledermausarten.

Eine Auflistung der dort vorkommenden Insekten und Spinnen würde den Rahmen sprengen.

Die Schlussfolgerung kann nur lauten:

 

Wir müssen mit dem Schutz der Ökosysteme in unserer Heimat beginnen, indem wir unsere Eingriffe in die Natur auf ein Minimum beschränken. Nehmen wir unsere Politikerinnen und Politiker beim Wort!

 

 

Uwe Hammon

Arbeitsgruppe ökologischer Radschnellweg

Bund Naturschutz Kreisgruppe Fürth-Land

 



 

Der Radschnellweg kommt nach Oberasbach – alles gut?


 

Autofahren war gestern. Radfahren auf eigenen Schnellwegen ist morgen. Von Nürnberg über Oberasbach nach Zirndorf und noch viel weiter. Ohne störende Autos, kreuzungsfrei und schnell. Das alles kann mit dem Radschnellweg gelingen.

 

Wo liegt das Problem?
Ein großer Teil des Radschnellwegs im Bereich von Oberasbach und Zirndorf wird auf der ehemaligen Bahntrasse der Bibertbahn gebaut. Und das ist nicht unproblematisch.

Diese vor 37 Jahren aufgegebene Bahnstrecke hat sich inzwischen in ein Biotop mit Bäumen, Sträuchern und einer Fauna mit seltenen und gefährdeten Tierarten entwickelt. Der Radschnellweg wird nun genau durch dieses wertvolle Stück Natur führen.

Und genau deshalb hat sich die AgöR gegründet.

 

Wer ist die AgöR?
Die AgöR besteht aus Mitgliedern der Vereine BUND Naturschutz (Kreisgruppe Fürth-Land, Ortsgruppe Oberasbach und Zirndorf), dem ADFC (Ortsgruppe Oberasbach) und dem Landesverband für Vogelschutz. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Natur zu schützen.

 

Was will die AgöR?
Die Arbeitsgemeinschaft für einen ökologischen Radschnellweg hat sich gegründet, um möglichst viel von der ökologischen Vielfalt der ehemaligen Bibertbahn-Trasse zu erhalten. Das ist nur möglich, wenn bei der Planung des Radschnellwegs die Belange der Natur berücksichtigt werden.

Beim Bau des Radschnellwegs wird an einigen Stellen eine Breite von 10,30 m benötigt (fast so breit wie 3 Autobahnspuren). Das geht auch viel schmäler – ohne die Breite des Radwegs zu verringern. Die AgöR zeigt auf, wo vorhandene Gehwege genutzt werden können. Diese müssen dann nicht neu neben dem Radweg gebaut werden und es bleibt Platz für Bäume und Sträucher.

Weiterhin macht es einen Unterschied, wenn man für den Radschnellweg eine bereits vorhandene Straße als Fahrradstraße umwidmet. Wo das möglich ist, muss nicht intakte Natur mit Asphalt versiegelt werden.

 

Warum ist die AgöR für den Radschnellweg?
Warum sind wir trotzdem für den Bau des Radschnellwegs, obwohl er einen massiven Eingriff in die intakte Natur bedeutet? Weil es sich um ein Bauwerk der ökologischen Verkehrswende handelt.  Jede andere Nutzung wäre für diesen Preis nicht akzeptabel.

 

Welche Vorschläge hat die AgöR?
In einem umfangreichen Arbeitspapier zeigt die AgöR anhand von drei Vorschlägen auf, wie sich der Radschnellweg durch eine bessere Planung ökologischer bauen und betreiben lässt. Diese Vorschläge hat die AgöR sowohl den Planern des Radschnellwegs (das Staatliche Bauamt Nürnberg) als auch den involvierten Politikern präsentiert.

 

Behindern die Vorschläge der AgöR den geplanten Radverkehr?
Nahezu nicht. Es kommt bei unseren Vorschlägen nur zu minimalen Beeinträchtigungen für die zukünftigen Nutzern des Radschnellwegs (z. B. einen Spurwechsel). 

 

Beeinträchtigen diese die staatliche Förderung?
Nein,
unsere Vorschläge sind mit dem Regelwerk HRSV der FGSV von 2021 konform und damit innerhalb der Förderregeln.

 

Verzögern unsere Vorschläge den Bau des RSW?
Nein - ganz im Gegenteil. Je geringer der Eingriff in die Natur ausfällt, desto geringer sind die nötigen Ausgleichsmaßnahmen (z. B. Umsiedlung von geschützten Arten).
Weiterhin verringert sich die Gefahr einer möglichen Klage im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens, die u. U. einen Aufschub von mehreren Jahren bedeutet, da ja die Ökologie schon mitgedacht ist.

 

Verursachen unsere Vorschläge höhere Kosten?
Nein – vorhandene Straßen und Gehwege zu nutzen kann die Kosten sogar senken.

 

Ist der Radschnellweg ein Leuchtturmprojekt?

Beim Bau des Radschnellwegs (also voraussichtlich 2025) wird es mit Sicherheit zu erheblichen Protesten der Bevölkerung angesichts der massiven Abholzung aller Sträucher und Bäume auf der ehemaligen Bibertbahn-Trasse kommen. Von einem „Leuchtturmprojekt“ wird dann nicht mehr die Rede sein.

 

Gerald Schembs

Arbeitsgruppe ökologischer Radschnellweg

ADFC Ortsgruppe Oberasbach